SCHAFSBLÖG – Blökende Rasenmäher im Dammmanagement – Eine Erfolgsstory
Der Staudenknöterich ist ein Überlebenskünstler. Seine Speicherwurzeln ragen mehrere Meter in die Erde und noch so kleines Schnittgut treibt wieder aus.
Teile der Donauufer und Dämme in Österreich sind mit dem Japanischen Staudenknöterich zugewachsen. Prächtig anzusehen, jedoch ein invasiver Neophyt, der ordentlich Schaden anrichtet. Der asiatische Einwanderer verdrängt seit dem 19. Jahrhundert die heimische Flora. Im Winter friert der Knöterich ab und lässt eine ungeschützte, dem Wind und Wetter ausgelieferte Bodenfläche zurück. Erosion ist unvermeidbar.
Was tun? Der Staudenknöterich ist ein Überlebenskünstler. Seine Speicherwurzeln ragen mehrere Meter in die Erde und noch so kleines Schnittgut treibt wieder aus.
Die Lösung liegt nahe, weg mit dem Unkraut! Es wird gehäckselt, nicht einmal, sondern sechs- bis achtmal im Jahr. Jahr für Jahr wird der Knöterich durch Mahd und Abtransport des Schnittguts klein gehalten, bis der Kampf geschlagen ist. Nicht einmal am Kompost ist er gerne gesehen, schon gar nicht da, wo er wieder austreiben könnte! Die Pflanzenreste werden verbrannt, mit dem Restmüll entsorgt oder im ausgetrockneten Zustand kompostiert.
Bevorzugt wächst der Staudenknöterich an warmen, sonnigen und feuchten Standorten, Abschnitte der Donauufer und Dämme bieten optimale Bedingungen. Hat er sich einmal etabliert, hat er kaum natürliche Feinde. Wären da diese blökenden Vierbeiner nicht. Seit Juni 2021 laben sich die genügsamen und hitzeresistenten Kamerunschafe bei der ersten Versuchsfläche am Rückstaudamm bei Zeiselmauer an dem Festmahl.
Durchaus erfolgreich hielten die Schafsherden die Knöterich-Bestände an den Versuchsflächen im Zaum und ließen nicht zu, dass die Knöterich-Sprosse in die Höhe schossen. Die Schafe sind genauso ausdauernd wie der Neophyt und knabbern täglich an den jungen Trieben und zehren sie aus. Ein Monitoring hat es bereits bewiesen: Nach drei Jahren Beweidung nehmen die Gräser und Wiesenkräuter deutlich zu, der Knöterich erblickt nur noch hier und da das Licht der Welt.
Die hungrigen Wiederkäuer grasen bis zu acht Stunden am Tag, um ihren Energiebedarf zu decken. Acht Stunden Mähmanagement von lebenden Rasenmähern, die kontinuierlich die Wiesen mähen und aus dem Unkraut Energie gewinnen. Es stellt sich die Frage: Ist Schafsbeweidung eine Alternative zu Mahd und Abtransport? Könnte Schafsbeweidung zu mehr taugen als zur Neophytenbekämpfung? Mähmanagement mit Weidevieh ist keine neue Erfindung, vielmehr eine Wiederentdeckung einer altbewährten Strategie der Natur.
Den Schafen geht es gut. Wenn die Sonne herunterbrennt oder der Regen die Schafe durchnässt, können sie sich unter einen Unterstand zurückziehen. Die Wasserversorgung ist gesichert und ein Bauer kümmert sich um das Wohlergehen der blökenden Wiederkäuer. Auch eine Handvoll Freiwilliger aus Zeiselmauer unterstützt das Projekt, und hält Nachschau, wenn es kurzfristig ein Zaun aufzustellen, Wasser nachzufüllen oder sonst ein Problem zu lösen gilt. Seit 2021 wächst die gut umsorgte Truppe: Aus den anfänglichen neun Schafen wurden 2022 ca. 40 Schafe, 2023 ist sie auf eine 60-köpfige Schafsherde angewachsen. Sie beweiden mittlerweile eine Fläche von ca. 1,5 ha. Was die Zukunft bringt? Ein paar zusätzliche Weideflächen für blökende Rasenmäher würden uns schon einfallen.
(Projekt: Neophytenbekämpfung durch Schafsbeweidung in Zeiselmauer, Leitung: Barbara Becker)
Die Autorin
Hannah Forsthuber hat einen Bachelor in Biologie und studiert Geographie. Sie ist Praktikantin bei viadonau im Team Naturraummanagement.