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Ohne Pflege keine Wiese – jetzt geht die erste Mahd los!

Da Wiese nicht gleich Wiese ist und Mahdmethode nicht gleich Mahdmethode, gibt es kein allgemeingültiges Pflegerezept. Um die bunten Wiesen auf Hochwasserschutz- und Rückstaudämmen zu erhalten, müssen die Pflegepläne an die unterschiedlichsten Wiesentypen, Ziele und die dort lebenden Tierarten angepasst werden.

Überall summt, brummt, zirpt und raschelt es. Die vielfältigen Geräusche in unseren Wiesen sind jetzt nicht mehr zu überhören. Bienen und Hummeln sind in hektische Betriebsamkeit vertieft und fliegen von Blüte zu Blüte, um dann mit vollgepackten Pollen-Höschen nach Hause zurückzukehren. Grillen zirpen und markieren so ihre Reviere, das sind kleine, gut besonnte Bruthöhlen an schütter bewachsenen Stellen der Wiesen. Und frische Gräser und zahlreiche Blüten zeigen, dass auch die Vegetationsperiode ihrem Höhepunkt zusteuert.

Damit dieser „Boost an Leben“ jedes Jahr wieder möglich ist, müssen Wiesen gepflegt werden, denn ohne Pflege, keine Wiese. Lässt man die Flächen einfach brach liegen, kommt es zu einer schrittweisen Verbuschung und Veränderung der Artenzusammensetzung – der Lebensraum „Wiese“ geht verloren. Auch wenn es also mancherorts vor den Kopf stößt, wenn Traktoren die bunten Wiesen mähen, letztendlich trägt dieser Eingriff zur Wiesenerhaltung bei.

Ein gewisses Fingerspitzengefühl braucht man aber schon, um das Mähen von Wiesen nicht zum Kahlschlag werden zu lassen. viadonau verfolgt im Zuge des Erhaltungs- und Pflegeauftrags für Rückstau- und Hochwasserschutzdämme entlang der 350 Kilometer langen österreichischen Donaustrecke auch ökologische Ziele und bemüht sich um die Erhaltung von rund 650 Hektar Blumenwiesen.

Wiesenpflege mit Konzept

Da Wiese nicht gleich Wiese ist und Mahdmethode nicht gleich Mahdmethode, gibt es kein allgemeingültiges Pflegerezept. Um die bunten Wiesen auf Hochwasserschutz- und Rückstaudämmen zu erhalten, müssen die Pflegepläne an die unterschiedlichsten Wiesentypen, Ziele und die dort lebenden Tierarten angepasst werden. Die häufigsten Fehler bei der Wiesenpflege nach ökologischen Kriterien: Einerseits zu frühe Mahd, bevor die bunten Kräuter blühen und aussamen können. Andererseits zu häufige Mahd, zweimal pro Jahr ist genug! Sehr problematisch sind Düngung und Liegenlassen des Mähguts (z.B. beim Häckseln). Wie geht es also richtig? Auf Magerwiesen und mäßig fetten Trockenwiesen passt es recht gut, ab Mitte Mai im wärmebegünstigten Osten Österreichs und ab Anfang Juni im westlichen Donauabschnitt zu mähen. Nur Mahd und Abtransport des Mähguts bewirkt Nährstoffentzug und damit Blütenreichtum. Und wenn dann noch dazu nicht alles zugleich gemäht wird, sondern Rückzugsstreifen für mobile Tierarten bestehen bleiben, dann läuft es richtig!

Eine regelmäßige Dammpflege kann auch das Aufkommen und die Ausbreitung von Neophyten stark einschränken und heimische Pflanzenarten schützen. Dabei muss vor allem beim Abtransport von Mähgut auf eine fachgerechte Entsorgung geachtet werden, um eine Verschleppung von invasiven Neophyten zu verhindern.

Wiesenpflege bei viadonau

Bei viadonau wird, trotz erhöhtem Pflegeaufwand, ein Abtransport des Mähguts aus ökologischen Gründen forciert. Dies lohnt sich, denn der größte Artenreichtum ist in nährstoffarmen Wiesen zu finden. Durch den Abtransport wird dem Boden Biomasse (=Nährstoffe) entzogen und so können nährstoffreiche Wiesen langsam ausgemagert werden. Ein ökologisch wertvoller Magerrasen mit vielfältiger Vegetation entsteht und wird durch Weiterführung dieser Pflege für die Zukunft erhalten. Dies wird so bei viadonau im großen Stil betrieben und jedes Jahr erhöht sich der Anteil an ökologisch wertvollen Wiesenbereichen. Mittlerweile wird fast 1/3 der Wiesen nach diesen Kriterien gepflegt.

Entwicklung der „ökologischen Wiesenkennzahl“ bei viadonau

Um die Wiesenentwicklung genau im Auge behalten zu können, wird jährlich die Fläche der nach ökologischen Kriterien gepflegten Wiesen im Verwaltungsbereich von viadonau erhoben. Diese einfache Kennzahl zeigt, dass sich die Mühe lohnt – denn seit 2016 ist ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen. In die Flächenberechnung gehen alle Wiesen ein, auf denen Mahd und Abtransport des Mähguts erfolgt, spezielle Mähmuster eingehalten oder Artenschutzmaßnahmen umgesetzt werden. In kleinerem Umfang werden Blütenstreifen oder sogar einzelne geschützte Pflanzen bei der Mahd ausgelassen, mancherorts wird ein tierschonender Balkenmäher anstelle eines Kreiselmähers verwendet, ganz lokal werden geschützte Orchideen oder die Futterpflanzen des Osterluzeifalters bei der ersten Mahd ausgelassen. Auch Einzelgebüsche werden auf überbreiten Rückstaudämmen zugelassen. Auch hervorzuheben: Konsequente Neophytenbekämpfung entlang unserer Donaustrecke nehmen wir sehr ernst.

Es geht los

Dort, wo es notwendig ist, das ist vor allem im Bereich der Länden und Schifffahrtszeichen, beginnt entlang der Donau ab Mitte Mai im wärmebegünstigten Osten Österreichs bzw. Anfang Juni entlang der Donau im Westen die erste Mahd. Noch werden zwar große Bereiche nur gehäckselt, um die Flächen offenzuhalten und die Anforderungen des Hochwasserschutzes umzusetzen. Mit unserem Bemühen, den Anteil an ökologisch gepflegten Wiesen Jahr für Jahr zu erhöhen, werden Lebensräume und Artenvielfalt gefördert und bunte Blumenwiesen erhalten. Denn die viadonau-Traktoren fahren auch im Dienste der Biodiversität.

Die Autorinnen

Franziska Erler studiert Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Ihre Vielseitigkeit führte sie zu viadonau, wo sie einen Tag pro Woche praktische Erfahrungen im Team Umwelt/Ökologie sammelt.

Barbara Becker ist seit 2005 bei viadonau. Neben zahlreichen weiteren Aufgaben widmet sich die Umweltexpertin vor allem dem ökologischen Naturraum-Management sowie der Vorbereitung und Umsetzung von Renaturierungsprojekten.
E-Mail: Barbara.Becker[at]viadonau.org