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Ich seh, ich seh, was du nicht siehst...

Durch harte Uferverbauungen, Regulierungen und Kraftwerksbauten wurde die Donau zunehmend in ihrem flusstypischen Verlauf beschränkt. Ein freies Fließen des Flusses gehört nicht mehr zum Alltag, sondern zur Ausnahme. Der damit verbundene Verlust natürlicher Gewässerstrukturen bedeutet auch einen Lebensraumverlust für Pflanzen und Tiere, die auf dynamische Ufer und Kiesstrukturen angewiesen sind.

Ein Wechselspiel der Kräfte

In der Wachau sind diese spezifischen Lebensräume noch zu finden, denn durch die freie Fließstrecke kann die Donau ihre Fluss-Kraft dort nach wie vor ausspielen. In diesem Bereich lebt die Flusslandschaft von einem Wechsel zwischen Prall- und Gleithang. Dort wo die Kräfte des Wassers ans Ufer prallen, wird Material abgetragen und ein neuer Lebensraum entsteht - das Abbruchufer.

Im Gegensatz dazu – fast wie Ying und Yang – sind die Kräfte eines Flusses am gegenüberliegenden Gleithang (Kurveninnenseite) wesentlich abgeschwächt und reichen nicht aus, um Ufer zu erodieren und Material abzutragen. Im Gegenteil, es kommt zu Ablagerungen. Kiesinseln und überströmte Schotterbänke entstehen als ein neuer temporärer Lebensraum für Flussregenpfeifer und Co.

Karg und doch voller Leben

Für das menschliche Auge mögen unbewachsene Inseln karg und ungemütlich aussehen, doch für viele Tiere sind sie überlebensnotwendig. Zum Beispiel Kiesbrüter, wie der Flussregenpfeifer oder der Flussläufer, brauchen diese Inseln unbedingt in ihrem Habitat.

Vorsicht, Kiesbrüter!

Fast scheint es so, als ob der Flussregenpfeifer verstecken spielt, denn nur wenn man weiß wonach man sucht, findet man die von ihm abgelegten Eier. Als Kiesbrüter legt dieser Vogel sein Gelege, gut getarnt, in einer kleinen Nistmulde, direkt auf den Kiesinseln ab. Die graue Farbe und die dunklen Tupfer lassen die Eier beinahe wie die kleinen Steine aussehen. Daher ist während der Brutzeit beim Betreten der Kiesbänke besondere Vorsicht geboten, denn die gute Tarnung hat auch ihre Tücken. Werden Kiesstrukturen von Menschen betreten, kann es leicht passieren, dass das Gelege übersehen und zertreten wird. Zudem reagieren die Vögel auf Störungen des Brutgeschehens hochsensibel und verlassen ihr Gelege. Es ist also ein wachsames Auge nötig und Vorsicht geboten, wenn man die Kiesflächen betritt. Denn auch wenn es nicht so aussieht, sie stecken voller Leben!

Die Autorin

Franziska Erler hat als Praktikantin bei viadonau das Team Umwelt/Ökologie tatkräftig unterstützt und die vielfältige Arbeit der Umweltexpertinnen und -experten begleitet.