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Fischwelt Donau – ein kleines ABC der Donaufische

In der Natur ist ein stabiles Gleichgewicht an Fried- und Raubfischen von großer Bedeutung, um die Größen der Populationen natürlich zu kontrollieren. Auch wenn man in den freien Fließstrecken der österreichischen Donau immer noch fast alle natürlich vorkommenden Fischarten finden kann, hat vor allem die Biomasse seit Errichtung der Donaukraftwerke, sowie der großen Donauregulierung, stark abgenommen.

Die Donau, ein Fluss, der so viele Länder und Lebensräume verbindet wie kein anderer, bietet als vielfältiges Ökosystem nicht nur Vögeln, Säugetieren, Amphibien, Reptilien und wassergebundenen Insekten ein zu Hause, sondern vor allem auch einem breiten Artenspektrum an Fischen.

In Österreich sind insbesondere die einzigen zwei freien Fließstrecken in der Wachau und östlich von Wien bis zur slowakischen Grenze zu nennen, deren Charakter noch dem eines strömenden rhithralen Flusses entspricht, und so, auch nach Umsetzung verschiedener Renaturierungs­projekte, zumindest abschnittsweise naturnahe Bedingungen für die Fischfauna bietet.

Der österreichische Abschnitt der Donau ist fischökologisch der Barbenregion zuzuordnen. Daraus lässt sich leicht die vorherrschende Leit- und Charakterart dieser Region ablesen: die Barbe (Barbus barbus). Es handelt sich hierbei um einen durchschnittlich 35 bis 45 Zentimeter großen karpfenartigen Fisch. Dieser Flussbewohner ernährt sich vor allem von Würmern, Insektenlarven, Schnecken und Muscheln und hält sich gerne zwischen großen Steinen auf. Auf dem Speiseplan erwachsener Barben stehen aber auch Kleinfische, die sich in Bodennähe aufhalten. Von Frühling bis Sommeranfang sammeln sich die Barben und ziehen zum Laichen in großen Schwärmen flussaufwärts. Optimaler Lebensraum sind sauerstoffreiche, klare Fließgewässer mit Sand- oder Kiesgrund, weshalb sie sich in der österreichischen Donau sehr wohl fühlt. Weitere wichtige Fischarten dieser Region sind Hasel, Laube, Nase, Hecht, Huchen, Nerfling und auch Brachse.

Die Nase (Chondrostoma nasus) ist ein im Schwarm lebender karpfenartiger Fische der schnellfließende, strukturierte Gewässer mit schottrigem Untergrund und ausgedehnten Schotterbänken bevorzugt. Nasenlarven und Jungfische findet man meist in seichten, ufernahen Bereichen, wogegen adulte Exemplare eher in stärker strömenden Bereichen anzutreffen sind. Die Nase zählt zu den Mittelstreckenwanderern und legt auf der Suche nach geeigneten Laichplätzen mitunter mehrere hundert Kilometer zurück. Zur Nahrungsaufnahme werden Aufwuchsalgen von Steinen und anderen Oberflächen abgeraspelt. Galt die Nase in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch als Massenfisch, ist sie heute aufgrund der Lebensraumveränderungen, besonders durch Einschränkungen ihrer Wandertätigkeit durch Kraftwerke stark dezimiert.

Eine weitere häufige Art der Barbenregion ist die Brachse (Abramis brama) oder Brasse. Sie jagt keine anderen Fische, sondern ernährt sich ausschließlich von Insektenlarven sowie Schnecken, Muscheln und Würmern, daher zählt sie zu den sogennanten Friedfischen. Mit ihrem vorstülpbaren Maul sucht die Brachse in langsam fließenden Bereichen des Flusses den schlammigen Grund nach Nahrung ab.

Auch der Huchen (Hucho hucho) war bis ins frühe 20. Jahrhundert an der Donau und ihren größeren Zubringerflüssen weit verbreitet. Flussregulierungen, Abwasser­belastung sowie der Ausbau der Wasserkraft haben seinem Bestand stark zugesetzt. Auf der roten Liste der bedrohten Arten wird der Huchen heute als stark gefährdet eingestuft und genießt somit auch in Österreich aufgrund seiner Listung im Anhang II der FFH-Richtlinie besonderen Schutz. Der etwa 60 bis 120 Zentimeter große Raub- und Wanderfisch stellt hohe Ansprüche an seinen Lebensraum und gilt als wichtige Indikatorfischart, die den Zustand der gesamten Fischgemeinschaft eines Flusslebensraumes widerspiegelt. Von der bayrischen Donau bis zu ihren Zubringern in der Westukraine beschränkt sich sein Verbreitungsraum heute ausschließlich auf das Einzugsgebiet der Donau, wo er vor allem die Äschen- und Barbenregion besiedelt. Zum Ablaichen bevorzugt er überströmte Schotterbereiche mit mittleren Fließgeschwindigkeiten, in denen das Weibchen eine Laichgrube schlägt, in der anschließend die befruchteten Eier abgelegt werden. Der Huchen ist eine strömungsliebende (rheophile) Fischart und als Fischfresser an der Spitze der Nahrungspyramide (Spitzenprädator). Auf seinem Speiseplan stehen zum Beispiel Nasen und Barben. Kleinräumige Beutezüge adulter Huchen werden mit Vorliebe in Tiefstellen mit mäßiger Strömung unternommen. An vielfältig strukturierten Ufern mit abwechlungsreichen Strömungsverhältnissen fühlt sich der auch als Donaulachs bekannte Großfisch besonders wohl.

Neben den Leitfischarten begegnet man in der österreichischen Donau auch anderen Flussbewohnern, wie dem europäischen Wels (Silurus glanis), einer Begleitfischart der Barbenregion. Er fühlt sich in diesem Gewässerabschnit besonders in wärmeren Nebenarmen mit sandigem bis schlammigem Untergrund und üppigem Pflanzenbewuchs wohl. Diese Raubfische wachsen ihr Leben lang und können über 100 Jahre werden. Daher sind sie nicht umsonst die größten reinen Süßwasserfische Europas.

Als Arten, die nur in der Donau und ihren Nebenflüssen vorkommen, sind der Schrätzer (Gymnocephalus schraetser), Zingel (Zingel zingel) und Streber (Zingel streber) zu nennen. Diese, ebenfalls in Anhang II der FFH-Richtlinie gelisteten Fische sind jedoch nicht leicht auszumachen, denn sie halten sich bevorzugt an tiefen Stellen mit mäßiger bis starker Strömung auf. Zur Fortpflanzung wird der Laich in ruhigem Gewässer an Kies abgelegt. Daher sind diese Arten besonders auf strukturreiche Fließgewässer angewiesen, wodurch sie in verschiedenen Projekten als Zielarten besondere Aufmerksamkeit genießen.

In der Natur ist ein stabiles Gleichgewicht an Fried- und Raubfischen von großer Bedeutung, um die Größen der Populationen natürlich zu kontrollieren. Auch wenn man in den freien Fließstrecken der österreichischen Donau immer noch fast alle natürlich vorkommenden Fischarten finden kann, hat vor allem die Biomasse seit Errichtung der Donaukraftwerke, sowie der großen Donauregulierung, stark abgenommen. Eine erfreuliche Tendenz ist in der Wachau zu bemerken. Dort wurde in einem langfristigen Monitoring nachgewiesen, wie sich Artengarnitur und Biomasse durch die vielen Renaturierungsprojekte in der Wachau wieder erholen.

Um die Donau ganzheitlich als Lebens- und Naturraum zu bewahren, ist verantwortungsbewusster ökologischer Flussbau wichtiger denn je. viadonau strebt danach, den ursprünglichen Lebensraum der Donau soweit möglich wieder herzustellen und zugleich laufende Projekte und Flussarbeiten umweltgerecht und vorausschauend umzusetzen, sodass das Ökosystem Fluss nicht geschädigt und die Ansprüche der Donaufauna stets miteinbezogen werden. So kümmert sich das Unternehmen um diverse Renaturierungsprojekte entlang der Donau, sorgt für Gewässervernetzungen, baut Kiesbänke aus und löst Steilstufen bei Zubringern auf, was eine Durchgängigkeit und Wanderung für Fische und andere Organismen ermöglicht.

Weitere spannende Details zu den umgesetzten Projekten sind in der Projektdatenbank von viadonau zu finden.