Inhalt

Klimawandel an der March – Was erwartet uns?

Der globale Klimawandel führt zu einer generellen Erwärmung und zu regional unterschiedlichen Veränderungen in der Niederschlagsverteilung. Diese Veränderungen beeinflussen die Abflussbildung im gesamten Einzugsgebiet und damit die Wasserführung der Flüsse.

Der Klimawandel ist in aller Munde. Viele tun schon etwas dagegen oder bereiten sich auf die erwarteten Veränderungen vor - auch viadonau. Im Rahmen der „Regionalisierten Klimastudie für die March“ wurden umfassende Informationen über zukünftig erwartbare Klimabedingungen und deren Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Grenzstrecke der March erarbeitet. Diese Erkenntnisse fließen nun in die Arbeit von viadonau entlang der March ein. Begleitet wurde die Studie von den Expertinnen und Experten von viadonau, die nicht nur ihr Fachwissen sondern auch einen über Jahrzehnte gesammelten Datenschatz bereitstellten. Angesichts der Dürrejahre 2015 bis 2018, als nur noch sehr geringe Abflüsse gemessen wurden, war das Interesse am Endbericht dieser Studie sehr groß.

Der globale Klimawandel führt zu einer generellen Erwärmung und zu regional unterschiedlichen Veränderungen in der Niederschlagsverteilung. Diese Veränderungen beeinflussen die Abflussbildung im gesamten Einzugsgebiet und damit die Wasserführung der Flüsse. Um den Einfluss des Klimawandels auf die von viadonau betreuten 69 Fluss-Kilometer der March zu untersuchen, musste ihr gesamtes Einzugsgebiet mit einer Ausdehnung von 26.600 Quadratkilometer in die Studie miteinbezogen werden. Anhand der Daten regionaler Klimamodelle der neuesten Generation und unter Verwendung eines Wasserhaushaltsmodells wurden die zu erwartenden Veränderungen simuliert. Dabei lag der Fokus auf der Analyse von Mittelwerten, der Saisonalität, der langjährigen Verteilung sowie auch auf den Kennwerten des Niederwassers. Extremereignisse wie Hochwasser oder Dürren können mit derzeitigen Methoden nicht ausreichend genau simuliert werden. Als Zeithorizont der Untersuchung wurde der Zeitraum bis 2050 festgelegt.

Jahresmittel der Lufttemperatur sowie gleitende 10-Jahres-Mittelwerte 1961-2020 für vier Stationen im (und ums) March-Einzugsgebiet [Quelle: Regionalisierte Klimastudie für die March Endbericht (AFRY Austria GmbH, viadonau)]:

Bereits eine Analyse der historischen Beobachtungsdaten der Lufttemperatur zeigte die deutliche Erwärmung in den letzten Jahrzehnten von ca. 2°C gegenüber den 1960er-Jahren. Die Klimamodelle zeigen übereinstimmend eine weitere Erwärmung im Einzugsgebiet der March von rund 1°C für den Zeitraum 2021 bis 2050, verglichen mit heute (Zeitraum 1981-2010). Einzelne Klimamodelle sagen sogar eine noch höhere Erwärmung von bis zu 1.8°C voraus. Beim Niederschlag gab es in der Vergangenheit keinen eindeutigen Trend. Für die Zukunft sagen die Klimamodelle jedoch einen Anstieg zwischen 3 Prozent und 6 Prozent, einzelne Modelle sogar von über 10 Prozent voraus.

Simulierte mittlere Monatsabflüsse, Dauerlinie und Niederwasserbereich der Dauerlinie für die March bei Hohenau, 2021-2050 im Vergleich zu 1981-2010 [Quelle: Regionalisierte Klimastudie für die March, Endbericht (AFRY Austria GmbH, viadonau)]:

Für die künftige Wasserführung in der Grenzstrecke der March bedeutet dies eher geringe Änderungen: Sommer- und Herbstabfluss bleiben tendenziell gleich oder steigen leicht an. In diesen Jahreszeiten kommt es zwar aufgrund des Temperaturanstiegs zu einer höheren Verdunstung, was aber durch die voraussichtlich höheren Niederschläge mehr als ausgeglichen wird. Im Winter kommt es in Zukunft zu einem höheren Abfluss einerseits aufgrund der Zunahme des Niederschlags, andererseits wird aufgrund der höheren Temperatur mehr Regen erwartet und weniger Schnee. Der Niederschlag wird also nicht mehr in der Schneedecke gespeichert, sondern sofort abflusswirksam.

Jahreszeit Entwicklung Grund
Frühling kaum Änderungen Fehlende Schneeschmelze, aber auch höhere Niederschläge
Sommer kaum Änderungen höhere Verdunstung, aber auch höhere Niederschläge
Herbst leicht erhöhte Abflüsse höhere Niederschläge
Winter höhere Abflüsse Regen statt Schnee

Der Niederwasserkennwert NQ (siehe Kennzeichnende Wasserstände der March 2018) bleibt voraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten gleich, wobei Mittelwasser (MQ) leicht steigen wird.

1981 – 2010 Temperatur ca. +1°C, Niederschlag +3 bis +6%, NQ gleichbleibend, MQ +7 bis +15 m³/s 2021 – 2050

Der Ausblick, den diese fachlich sehr fundierte Studie der Fa. AFRY Austria GmbH bietet, ist somit eher beruhigend. Die Auswirkungen des zusehends voranschreitenden Klimawandels werden den Wasserhaushalt der March in den nächsten Jahren nicht extrem verändern.

Der Autor

Johannes Hubmann ist leitender Hydrologe bei viadonau.