Abfallentsorgung in der Binnenschifffahrt
Je nachdem, ob es sich um ein Güter- oder Passagierschiff handelt, unterscheiden sich die erzeugten Abfallmengen und -arten. Passagierschiffe etwa sind durchaus mit Hotelbetrieben vergleichbar: sowohl Hausmüll- als auch Abwasseraufkommen sind aufgrund der größeren Personenanzahl an Bord wesentlich höher als auf Güterschiffen.
Schiffsabfallwirtschaft – ein Wort, das Rätsel aufgibt. Was steckt dahinter? Geht es hier um Recycling oder die Abwrackung von Schiffen? Durchaus denkbar, aber wir bei viadonau befassen uns vor allem mit der Vielfalt an Abfällen, die an Bord von Binnenschiffen entstehen und wie sie am besten entsorgt werden können.
Kaum zu glauben, aber auf einem Binnenschiff entstehen auf relativ kleinem Raum unterschiedlichste Abfälle. Manche können eine unmittelbare Gefahr für Umwelt und Gesundheit sein. Um sowohl Menschen als auch das Flussökosystem nicht zu gefährden, muss daher gerade hier auf sachgemäße Entsorgung geachtet werden.
Ein Potpourri an Abfallarten
Abfälle entstehen durch den Betrieb des Schiffes (vor allem öl- und fetthaltige Abfälle durch Motoren), im Haushaltsbereich oder werden durch die Ladung verursacht. Bei einem Teil der Abfälle handelt es sich um gefährliche Abfälle, wie zum Beispiel Überreste von Farben und Lacken, die durch Erhaltungsarbeiten wie Streichen entstehen, aber auch Motoröle oder ölige Lappen. Neben flüssigen und festen Abfällen gibt es auch Gasemissionen durch die Schiffsmotoren oder den Transport bestimmter Güter. Je nachdem, ob es sich um ein Güter- oder Passagierschiff handelt, unterscheiden sich die erzeugten Abfallmengen und -arten. Passagierschiffe etwa sind durchaus mit Hotelbetrieben vergleichbar: sowohl Hausmüll- als auch Abwasseraufkommen sind aufgrund der größeren Personenanzahl an Bord wesentlich höher als auf Güterschiffen.
Eine ganz spezielle Abfallart, die ausschließlich auf Schiffen zu finden ist, ist das sogenannte Bilgenwasser. Dabei handelt es sich um ein Wasser-Ölgemisch, das an Bord von Schiffen mit Verbrennungsmotoren entsteht, der Ölgehalt beträgt üblicherweise zwischen 5 und 15 Prozent. Wasser dringt in den Maschinenraum ein (Undichtheiten der Antriebswelle, Wasch- oder Regenwasser vom Deck, Kondenswasser) und vermischt sich dort mit Ölen. Danach sammelt sich das Öl-Wassergemisch in der sogenannten Bilge – der Raum zwischen dem begehbaren Maschinenraum und dem Schiffsboden und gleichzeitig der tiefste Punkt des Schiffes. Die Menge des entstehenden Bilgenwassers hängt vom Alter, von der Ausrüstung und Bauart des Schiffes sowie vom Wartungszustand und der notwendigen Maschinenleistung ab, welche wiederum von anderen Faktoren (Berg- oder Talfahrt, volle Ladung oder Leerfahrt etc.) beeinflusst wird. Auf neuen oder nachgerüsteten Schiffen mit funktionsfähigen Dichtungen und guter Wartung fallen geringere Mengen an Bilgenwasser an.
Infoclip zur Entstehung von Bilgenwasser
Richtige Entsorgung und fachgerechter Umgang
Obwohl die Binnenschifffahrt ein umweltfreundlicher und zukunftsträchtiger Verkehrsträger ist, müssen die im Betrieb von Schiffen anfallenden Abfälle fachgerecht und gesetzeskonform entsorgt werden. Denn illegale oder unsachgemäße Entsorgungen verschmutzen wertvolle Ökosysteme und gefährden Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Belastung des Flusses durch Abfall bleibt für die Tierwelt nicht ohne Folgen. Land- sowie Wasserlebewesen, wie zum Beispiel Fische und Vögel, halten angeschwemmten oder treibenden Abfall für Nahrung und verschlucken diesen. Die Tiere sterben schließlich qualvoll an der vermeintlichen Nahrung oder durch äußerliche mechanische Verletzungen. Aber auch für Menschen kann es zu negativen Auswirkungen kommen: So können beispielsweise Plastikpartikel in die Nahrungskette gelangen, nachdem sie vom späteren Speisefisch gefressen wurden. Daher ist der beste Abfall jener, der erst gar nicht entsteht und vorab vermieden wird. Dadurch wird die Umwelt geschont und wichtige Lebensressourcen des Menschen werden vor Verschmutzung bewahrt. Wichtige Voraussetzung für die fachgerechte Entsorgung ist die entsprechende Infrastruktur.
Abfallsammlung Schleusen
Für die Güterschifffahrt bietet viadonau an drei Schleusen (Greifenstein, Persenbeug, Abwinden) kostenlose Abfallsammelstellen für hausmüllähnliche Abfälle. Fachkundiges Personal steht vor Ort für Fragen zur Verfügung und regelt das Abfallmanagement. Im Jahr 2015 konnten 21 Tonnen Schiffsabfälle ordnungsgemäß gesammelt und einem zertifizierten Entsorger übergeben werden.
Entsorgungsinfrastruktur
Neben den Sammelstellen an den Schleusen in Österreich stehen der Binnenschifffahrt noch weitere Entsorgungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Systeme zur Entsorgung im Donauraum sind dabei aber durchwegs vielfältig. Während in Deutschland und Rumänien moderne Sammelboote zum Einsatz kommen, die bereits während der Fahrt Entsorgungen vornehmen können, werden in Österreich und der Slowakei hauptsächlich Saugwagensysteme eingesetzt. Saugwägen kommen oft in Kombination mit anderen Sammelsystemen zur Anwendung. Mittels Saugschlauch wird das Bilgenwasser oder Altöl vom Schiff abgepumpt und an eine landseitige Behandlungsanlage übergeben. Spezielle Saugwägen können auch häusliches Abwasser und Klärschlamm übernehmen; für andere Abfallarten wie Filter, Batterien etc. müssen Spezialfahrzeuge verwendet werden. Neben den bereits erwähnten Möglichkeiten gibt es auch noch stationäre Sammelstellen. Diese sind meist auf einem Ponton installiert. Neben Saugsystemen für flüssige Abfallarten (Bilgenwasser, Abwasser) verfügen stationäre Anlagen meist auch über entsprechende Container zur Sammlung fester Abfälle (Restmüll, ölhaltige feste Betriebsmittel). Darüber hinaus stehen teilweise Behandlungsanlagen zur Verfügung, welche direkt an ein Kanalsystem angeschlossen sind.
Internationale Schiffsabfallwirtschaft
Die Binnenschifffahrt ist ein internationaler Wirtschaftsbereich und grenzübergreifend tätig. Aufgrund des internationalen Charakters der Donau, die 10 Länder durchfließt, findet man viele verschiedene Infrastruktur-, Behandlungs- und Finanzierungssysteme im Donauraum, die eine Abgabe von Schiffsabfällen nicht immer erleichtern.
Während in Österreich alle Schiffe, egal welcher Herkunft, Abfälle abgeben können, ist dies etwa in der Slowakei nicht möglich. Die Müllabgabe ausländischer Schiffe ist dort aus rechtlicher Sicht nicht erlaubt, da dies als Abfallimport angesehen wird. In der Slowakei dürfen also nur inländische Schiffe ihre Abfälle entsorgen. In Rumänien kommen wiederum – aufgrund der Verbindung zum Schwarzen Meer – neben den Regelungen für Binnenschiffe auch jene für Hochseeschiffe zum Tragen, die den Fluss im Donaudelta passieren.
International harmonisierte Lösungen wären daher wünschenswert. In den vergangen Jahren haben sich die beiden EU-kofinanzierten Projekte WANDA (WAste management for inland NAvigation on the DAnube) und CO-WANDA (COnvention for WAste management for inland NAvigation on the DAnube) eingehend mit der Thematik der internationalen Schiffsabfallwirtschaft im Donauraum befasst. Wichtige Ergebnisse der Projekte waren unter anderem das Webinterface des Elektronischen Vignettensystems und die Internationale Konvention zur Regelung der Schiffsabfälle im Donauraum, die eine gute Basis für die Harmonisierung der Schiffsabfallwirtschaft entlang der Donau bilden kann.
Wer mehr über die interessante Materie der Schiffsabfallwirtschaft lernen möchte, dem stehen die beiden Lernmodule auf der Ines Danube Plattform zur Verfügung.
Die Autorin
Julia Kneifel ist als Projektmanagerin im Team Wissensmanagement bei viadonau tätig. Neben der Koordination des Integrierten Managementsystems sowie des Umweltmanagements widmet sie sich umfassend der Entwicklung und Umsetzung von Projekten zur Verbesserung der Umweltperformance der Schifffahrt – so auch in Projekten zur international harmonisierten Entsorgung von Schiffsabfällen.
E-Mail: julia.kneifel[at]viadonau.org