Treppelwegvermessung neu gedacht
Rund 500 Kilometer Uferbegleitwege – davon 320 Kilometer asphaltiert und 260 Kilometer als Donauradweg gekennzeichnet – in gutem und sicherem Zustand zu erhalten ist die Aufgabe des Erhaltungsmanagements von viadonau. Mithilfe kompetenter Verstärkung durch das Know-How, den Innovationsgeist und modernste Laserscan- und Kameratechnik des AIT Austrian Institute of Technology läutet man auch in der Wegeerhaltung an der Donau die nächste Stufe der Digitalisierung ein.
Zwischen Passau und Bratislava arbeiten täglich rund 40 viadonau-Streckenmitarbeiter:innen in sieben Einsatzgruppen, sogenannten Erhaltungspartien, daran, 500 Kilometer Treppelwege an der österreichischen Donau in Schuss zu halten. Die Erhaltungsarbeit an einem Treppelweg erfordert Erfahrung, Genauigkeit und ein ausgewogenes Urteilsvermögen. Zu erkennen, wann wo welche Maßnahme zu setzen ist, ist der Dreh- und Angelpunkt effektiven Erhaltungsmanagements. Bei aller Qualität unterliegen die Erfassung von Mängeln am Treppelweg und ihre Bewertung durch unsere Expert:innen aber immer auch einer subjektiven Wahrnehmung und Einschätzung. Genau hier kann ein konsequenter Digitalisierungsschritt deutlich zur Effizienzsteigerung beitragen. Und gerade in der Treppelwegs-Erhaltung bedeutet mehr Effizienz auch mehr Sicherheit.
Erfolgte die Zustandserfassung der Uferbegleitwege bislang visuell mittels Software an Bord eines Fahrzeugs mit spezialumgebautem Aufnahmekorb, werden nun Effizienz und Präzision der Erfassung auf eine neue digitale Ebene gehoben. Als 2020 das Projekt zum digitalen Monitoring von Treppelwegen, DiGiMonT, startete, waren die wichtigsten Ziele bereits klar abgesteckt, allen voran: Wie kann ein einheitlich objektives und natürlich stets aktuelles Gesamtbild der Treppelwege an der Donau erreicht werden? Da sich die Bedingungen auf einem Treppelweg zum Beispiel durch einen stärkeren Sturm, ein Gewitter oder eine durchbrechende Baumwurzel über Nacht ändern können, geeignete Maßnahmen zugleich aber immer auch unter verschiedensten ökologischen Gesichtspunkten zu treffen sind, war außerdem klar: Ein digitales System zur Zustandserfassung muss lernfähig sein, um aus den Veränderungen am Weg die richtigen Schlüsse zu ziehen („deep learning“). Die Lösung bestand also in einer Kombination der bestmöglichen optischen Aufnahmetechnik mit einer künstlichen Intelligenz, die den dynamischen Anforderungen einer raschen Erhaltungsarbeit Rechnung trägt. Nach zweijähriger Erprobungs- und Evaluierungsphase und einer europaweiten Ausschreibung zur technischen Umsetzung machten sich die viadonau-Expert:innen 2022 zusammen mit dem AIT Austrian Institute of Technology ans Werk. Mittels Laserscanning und nachgeschalteter intelligenter Segmentierung wird so eine Zustandserfassung der gesamten Fahrbahnoberfläche erreicht, die in dieser Genauigkeit bisher nicht möglich war.
So wird derzeit das gesamte Treppelwege-Netz von viadonau abgefahren und hochpräzise gescannt. Auch werden hochauflösende 360-Grad-Bilder ähnlich Google-Streetview aufgenommen. Unter Einsatz einer neuartigen, im AIT entworfenen Systematik wird dabei nicht nur der Zustand sämtlicher asphaltierter Treppelwege erfasst, sondern werden zugleich die speziellen Nutzungsbedürfnisse für Radfahrer:innen beziehungsweise Faktoren, die den Fahrkomfort störend beeinträchtigen, wie Wurzelaufwölbungen und Belagskanten, berücksichtigt. Darüber hinaus werden auch Bodenmarkierungen und Verkehrszeichen sowie das Lichtraumprofil erfasst, um festzustellen, ob Hindernisse wie Äste seitlich oder von oben gefährlich in den Weg hineinragen. Die gesammelten Daten werden von einer am AIT entwickelten Künstlichen Intelligenz bewertet und gelangen in ein eigenes Managementsystem. Dieses erlaubt sowohl den Blick fürs Detail – zum Beispiel die Analyse einzelner Bildaufnahmen – als auch den auf größere Abschnitte oder das Gesamtnetz.