Eine Nase in der Wachau
Halb der nur wenige Meter an ihr vorbeifließenden Donau zugewandt, atmet die mit vier Meter Höhe, fünf Meter Breite und siebeneinhalb Meter Länge gigantische Nase seit fast schon fünf Jahren frische Donauluft, bietet beim Erklettern und Erkunden launige Abwechslung und ist ein beliebtes Fotomotiv für unzählige zu Fuß, auf dem Rad oder per Schiff Vorüberkommende.
Cyrano de Bergerac wäre bei ihrem Anblick vielleicht vor Neid erblasst. Vielleicht wäre er aber auch erleichtert gewesen, dass da am Donauufer bei St. Lorenz eine Nase aufragt, die jene sagenhafte des französischen Literaten mit so müheloser Arroganz noch in den Schatten stellt. Für Mutige ein außergewöhnlicher Aussichtspunkt, für Rastende ein skurriler Schattenspender, durchbricht die Betonnase der Künstlergruppe Gelatin frech den harmonischen Verlauf der Wachauer Uferlandschaft oberhalb von Rührsdorf und lädt ein zum Verweilen, Knipsen und Staunen.
Irgendwie logisch, dass entsprechend seiner Gestalt auch das Nickerchen eines Riesen gigantische Ausmaße annehmen kann. Denn er muss schon lange dort liegen, bis Erde und Sand des Wachauer Donauufers alles bis auf die Nase des Kolosses zugedeckt haben. Genau diesen Eindruck gewinnt man, wenn man bei Stromkilometer 2014 bei St. Lorenz den Blick auf das rechte Donauufer in unmittelbarer Nähe der Rollfähre St. Lorenz–Weißenkirchen richtet. Halb der nur wenige Meter an ihr vorbeifließenden Donau zugewandt, atmet die mit vier Meter Höhe, fünf Meter Breite und siebeneinhalb Meter Länge gigantische Nase seit fast schon fünf Jahren frische Donauluft, bietet beim Erklettern und Erkunden launige Abwechslung und ist ein beliebtes Fotomotiv für unzählige zu Fuß, auf dem Rad oder per Schiff Vorüberkommende.
Nicht nur schön, sondern auch echt sollte sie wirken. Bereits im Jahr 2012 veranstaltete die Künstlergruppe Gelatin dazu eine Nasenschau mit rund 70 „Models“, um ein möglichst authentisches Riechorgan zu kreieren. Das Ergebnis ist eine Mischform aus Gipsabdrücken von zwei „Models“. Im Juli 2014 wurde das stattliche, in einem komplizierten Verfahren aus Beton errichtete Riechorgan der Öffentlichkeit übergeben. Seither können Jung und Alt in den begehbaren Nasenlöchern das Leben eines Nasenhaares nachempfinden oder an der Spitze der Skulptur die Aussicht auf Donau und Weinberge genießen. Unser Fazit: ein herrlicher Zinken mit Format.
Facts
Der Standort der Nase nahe der Donau wird regelmäßig überschwemmt. Daher musste schon beim Bau der Skulptur auf eine ausreichende Sicherung geachtet werden. Sie ist sieben Meter tief verankert, um dem Hochwasser dauerhaft zu trotzen. Gleichzeitig sorgen die Fluten für ein regelmäßiges „Putzen“ der Nase.
Der Autor
Andreas Herkel ist seit 2014 bei viadonau als Content Manager in der Unternehmenskommunikation tätig.
E-Mail: andreas.herkel[at]viadonau.org